Orthodoxes Mönchtum
Über das Mönchtum
von Altvater Josef von Watopädi, Athos
Das Mönchtum ist kein Selbstzweck; es ist reine Nachfolge Christi. Es schließt niemanden aus und ist kein Ausdruck eines
religiösen Fanatismus. Das Evangelium ist dasselbe für alle Christen, Mönche wie Laien.
Im Mönchtum vermag einer, wenn er will, die angemessenen Voraussetzungen für die Heilung der seelischen Wunden zu
finden, denn es kehrt sich grundsätzlich von den Ursachen des Falles und der Sünde ab. Zugleich findet er im Mönchtum
eine zielorientierte Art und Weise des Lebens, ein erprobtes und weises „Programm“, wie er Christus nachfolgen kann, in
Reinheit, Selbstlosigkeit, Besitzlosigkeit, Demut usw.
Das Mönchtum, besonders im Koinobion (Heilige Gefolgschaft, Gemeinschaftskloster), ist die Fortsetzung des Lebens der
Urchristen, denen ebenfalls alles gemeinsam war.
Im Verlauf der 1700 Jahre, seit feste Regeln für mönchische Gemeinschaften überliefert werden, welche den Gott tragenden
Vätern von Gott selbst gegeben worden sind, wie z.B. dem hl. Pachom, erkennen wir immer wieder die Größe Gottes. Diese Überlieferungen haben zur
Vervollkommnung der Gemeinschaft der Brüder beigetragen, nach dem Worte des Herrn „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich
mitten unter ihnen“.
Die Mönche übergeben sich freiwillig selbst einem Altvater, und zwar ganzheitlich. Dieser ist Träger des Geistes Gottes, von ihm fließen Weisheit,
Gnadenkraft, Unterscheidung, Frieden, Weitherzigkeit, Liebe und jede Tugend. Durch den Gehorsam töten die Mönche Eigenwillen, Weltenklugkeit,
Hochmut, Anmaßung, Selbstüberhebung, und dadurch gewinnen sie die Sanftmut und die Herzensreinheit des Herrn, der selber seinem Vater gehorsam war,
bis zum Tode am Kreuz.
Du siehst den Jünger, wie er still und freudig dem Bruder ebenso wie seinem Herrn und Vater dient, voller Sanftmut und Liebe. Für den Jünger ist sein
Altvater ein vollkommenes Bild Gottes; der Altvater ist Ort und Art Gottes. Christus sagt zu den Aposteln „Wer euch hört, der hört mich; und wer euch
verachtet, der verachtet mich“.
Der Mönch, indem er, sei es im Gästehaus, im Garten, bei der Tafel, im Tempel oder an anderen Diensten, wo und was auch immer es sei, in brüderlicher
Liebe, in Freundschaft und Liebe, und stets nach den Vorgaben und Weisungen des Altvaters arbeitet, ordnet er sich nicht allein äußerlich, sondern vor allem
innerlich unter. Er fügt sich in die heilige Ordnung. Er folgt nicht seiner eigenen Klugheit, nicht seinem Gutdünken, sondern der Weisheit seines Altvaters.
Durch das Mysterium des göttlichen Gehorsams, wie gleichermaßen durch das Gebet, weist er jede leidenschaftliche (leidende) Regung der Seele zurück und
bleibt völlig frei von Sünde und üblen Gedanken.