Errichtung der Klosterkirche
Endlich ist es soweit. Die Kirche wächst sichtbar heran. Gemeinsam mit freiwilligen Helfern arbeiten die Väter selbst als betende Maurer und Bauleute. Bei der Planung schließt der Altvater an die früheste deutsche Sakralarchitektur an, die eng mit der byzantinischen verbunden war. Im Geiste der Heiligen Überlieferung entsteht hier, dank der Anwendung musikalisch-naturtöniger Maßverhältnisse, ein sakraler Raum von außergewöhnlicher Harmonie und Schönheit.
Hl. Dreifaltigkeitskloster
Das heilige Dreifaltigkeitskloster in Buchhagen, Weserbergland, wurde 1990 von Altvater Johannes
gegründet. Es ist Stammsitz der ersten deutschen orthodoxen Mönchsgemeinschaft und seit 1993 Abtei im
bulgarischen orthodoxen Patriarchat. Das mönchische Leben folgt der Überlieferung des Heiligen Berges
Athos.
Die Mönche sind gottgeweihte Männer, die in heiliger Gefolgschaft mit ihrem Altvater leben. Kern des
Mönchtums ist die alles überschreitende Liebe zu Gott und die vollkommene Hingabe an Ihn, die im
mönchischen Ganzopfer ihren Ausdruck findet. In
geheimnisvoller Wechselbeziehung zwischen Gott und
Mensch, in Gebet, Arbeit und Studium, wächst das
Leben der Heiligung.
Ein Schwerpunkt liegt in der Entwicklung und Pflege des
deutschsprachigen orthodoxen Kirchengesangs.
Das Kloster ist wirtschaftlich selbsttragend. Biologischer
Gartenbau, Hausarbeit, Übersetzungsarbeit, künstlerische
und andere Tätigkeiten gehören ebenso zum Leben wie
Herzensgebet, Gottesdienst und heiliger Gesang.
Leben
Das Leben im heiligen Dreifaltigkeitskloster ist Herzensübung, Gebet und Arbeit, wie es seit jeher im Mönchtum üblich ist. Jede Tätigkeit, das ganze Leben
soll vom Gebet erfüllt und durchlichtet werden. Ganz in Gott sein, Ihm ähnlich werden; im heiligen Gehorsam, in Liebe und Wahrheit, Demut, Treue und
Beharrlichkeit ... So geschieht die Erneuerung und Heiligung des Menschen und der Schöpfung.
Durch die Übung des immerwährenden Gebetes, die Offenbarung der Gedanken und die Verinnerlichung der heiligen Überlieferung erlernt der Mönch
geistige Unterscheidung.
Das Geistige Gebet ist die verborgene Seite des Mönchtums. Im Gottesdienst der orthodoxen Kirche aber tritt die ganze Schönheit und Erhabenheit, Weite
und Tiefe des liebenden Miteinander von Gott und Mensch hervor.
Tageslauf
Der Tag beginnt um 4.30 früh, wenn die Weckglocke läutet und kurz darauf das
rhythmische Schlagen der Hellebelle auf dem Klosterhof erklingt. Die Mönche
beginnen mit der Übung des Herzensgebetes.
Gegen 5.00 finden sich alle im Tempel ein und singen das Morgenlob (Orthros).
Das nimmt etwa 2 ½ Stunden in Anspruch. Nach einem kleinen Frühstück
beginnt die Tagesarbeit.
Mittags um 12.00 gibt es ein kurzes Mittagsgebet (6. Stunde), anschließend das
gemeinsame Mittagessen in der Halle. In den Fastenzeiten und an Fastentagen
gibt es nur eine gemeinsame Mahlzeit, die aus Gemüse, Obst, Salat, Brot usw.
besteht. Bis 15.00 ist Klausurzeit. In diesen Stunden kann man ruhen und setzt
die persönlichen Gebetsübungen fort. Die Klausurzeiten dienen aber auch zum
Studium und zum Nacharbeiten des Unterrichtes und der geistigen
Unterweisungen.
Ab 15.00 ist wieder Arbeitszeit. Der Vespergottesdienst beginnt um 17.00. Dieser sehr schöne, überwiegend gesungene Gottesdienst dauert werktags 1 ½
Stunden, sonnabends 2 Stunden. Im Sommer wird die Vesper vorverlegt, damit man im Anschluß noch im Garten und im Gelände arbeiten kann, wenn die
Sonne nicht mehr so brennt.
Um 20.15 wird der Nachtgottesdienst (Apodeipnon/Komplet) gelesen; an bestimmten Tagen gibt es geistige Unterweisung. Ab 21.30 ist wieder Klausurzeit.
Die göttliche Liturgie wird sonnabens und sonntags sowie an den Hochfesten gefeiert. Am Vorabend der Hochfeste ist Nachtwache, ein mehrstündiger sehr
feierlicher Gottesdienst.
Arbeit
Die Arbeiten im Kloster sind sehr vielfältig. Jede Arbeit wird als heiliger Dienst ausgeführt, in Verantwortung vor Gott für die uns anvertraute Schöpfung,
zum Nutzen und zur Freude der Engel und der Väter.
Da sind die alltäglichen Arbeiten wie die Reinhaltung und Pflege des Tempels, der Wohn- und Arbeitsräume, Wäsche- und Küchendienst.
Gartenarbeit und Obstanbau sichern die Selbstversorgung mit gesunden Nahrungsmitteln. Gebäude und Klostergelände wollen gepflegt und unterhalten sein, Sandsteinmauern und Zäune erneuert oder erweitert, Hecken geschnitten werden. Für die Heizung im Winter muß im Wald Holz gemacht werden Wo entsprechende Fähigkeiten vorhanden sind, können künstlerische und handwerkliche Arbeiten wie Ikonenmalerei, Holzschnitzerei, Tischlerei ... dem Aufbau und der Ausstattung des Heiligtums dienen und darüber hinaus eine Einnahmequelle für die Mönchsgemeinschaft darstellen.
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Aufnahme und Versorgung der Gäste und Pilger obliegen dem Gastvater.
Die Geistige Unterweisung, Beichten und Seelsorge gehören in den Bereich des Altvaters und der Priester.
Einen breiten Raum nimmt im Dreifaltigkeitskloster die liturgische Arbeit ein. Liturgische Texte werden aus dem griechischen Urtext ins Deutsche übersetzt,
Gesangsstücke werden im Deutschen Choral ausgearbeitet und in Neumen geschrieben. Die Mönche erhalten im Kloster selbst die nötige musikalische und
liturgische Ausbildung; auch gute Sprachkenntnisse sind hierzu erforderlich.
In einer kleinen Mönchsgemeinschaft kann sich der Einzelne nicht auf eine Tätigkeit beschränken, sondern jeder muß in den verschiedensten Bereichen mit
anfassen. Größere Arbeiten, wie Obsternte, Zubereiten und Lagerung des Erntegutes, aber auch Gelände- und Bauarbeiten, werden als Allmendwerk von
mehreren oder allen Mönchen gemeinsam durchgeführt.
Studium
Zum Mönchsleben gehört eine umfangreiche geistige und praktische Ausbildung. Allein die rechte
Durchführung der Gottesdienste erfordert Kenntnisse und Fertigkeiten, die zuerst einmal erlernt werden
müssen. Theoretisches Wissen und praktische Fähigkeiten werden gleichermaßen vermittelt. Darüber hinaus
stellt der Aufbau und die Erhaltung eines Heiligtumes, das Tragen der orthodoxen geistigen Hochkultur –
auch und gerade in der Auseinandersetzung mit den vielgestaltigen Strömungen unserer Zeit – nicht geringe
Ansprüche an die Mönche.
Während des Noviziates werden zunächst die Grundlagen der orthodoxen Theologie und Spiritualität sowie
die traditionale geistige Anthropologie vermittelt. Dazu kommen allgemeine Kirchengeschichte, Liturgik,
Religionswissenschaft, Psychologie, Sprachkunde und verwandte Bereiche. An Sprachen sind nur Deutsch
und Griechisch verbindlich; wenn andere hinzukommen, umso besser. Einen breiten Raum nimmt die
musikalische Ausbildung ein, welche Theorie und Praxis des Choralgesangs, Gehörbildung, Hymnologie,
Neumenkunde, Cheironomie und modusgebundene Improvisation umfaßt.
Die Inhalte werden im Kloster nicht abstrakt behandelt, sondern immer auch im Hinblick auf ihre Wertigkeit
beleuchtet, im Sinne der geistigen Unterscheidung.
Zum Studium gehört nicht zuletzt die Aufarbeitung und Verinnerlichung der geistlichen Unterweisungen des
Altvaters, wo die heilige Überlieferung vermittelt wird. Das Lernen endet keineswegs mit dem Noviziat. Der
Mönch ist immer ein Lernender, auch wenn er längst zum Lehrenden geworden ist.