Hl. Dreifaltigkeitskloster

Das Mönchtum ist der Königsweg der Mystik. Seine Bedeutung liegt in der Aufrichtung der geistigen Vertikale, der Achse der Ewigkeit, welche Himmel und Erde verbindet. Das Mönchtum ist nicht nach außen gerichtet, sondern eher verborgen, ein inneres Organ des Leibes Jesu Christi. Mönche sind Hüter des innersten Heiligtumes.

Das echte Mönchtum gründet nicht in dieser Welt, sondern in Gott, in der Ewigkeit. Es läßt sich weder auf Lebensformen und Regeln zurückführen, noch auf menschliche Ideen oder Neigungen. Es ist weder psychologisch noch soziologisch erklärbar. Wer in der Welt scheitert, scheitert im Kloster erst recht.

Mönch ist einer, der von Gott im Innersten berührt und aus der irdischen Normalität heraus gerissen wird; und der sich daraufhin in vollkommener Freiheit und Liebe Gott als Ganzopfer darbringt, Ihm sein Leben weiht mit allen Kräften, von ganzem Herzen und ganzem Gemüthe, mit Leib und Seele. Der Mönch lebt in Gott, in Ihm atmet er, in Ihm und durch Ihn wirkt er. Dieses hohe Ideal wird mit dem Eintritt in die heilige Gefolgschaft eines lebenden Altvaters zur konkreten Lebenswirklichkeit. Mit dem Ganzopfer überschreitet der Mensch die Schwelle zum Allerheiligsten des geistigen Tempels.

Jenseits aller sichtbaren Tätigkeiten übt der Mönch das immerwährende geistige Gebet, die unmittelbare Kommunikation mit Gott, um schon in diesem Erdenleben ganz in Gott zu sein. Ziel des orthodoxen mönchischen Lebens ist Vergottung, Gestaltwerdung des ewigen Urbildes. Der Gedanke Gottes, Seine Sehnsucht, soll erkannt und verwirklicht werden.

Wer Mönch werden will, muß schon ein Stück weit den Trug dieser gefallenen Welt durchschaut haben, ohne aber zu verzweifeln. Er muß innerlich und äußerlich frei sein. Grundimpuls soll nicht Ablehnung, nicht Verachtung, sondern Liebe sein.

In der heiligen Überlieferung wird das Mönchtum auch als die christliche Fortführung des alttestamentlichen Prophetentums beschrieben. Johannes der Täufer ist der letzte Mönch des alten Bundes; Johannes der Evangelist ist der erste Mönch des neuen Bundes. Damit wird auf die Geistunmittelbarkeit des Mönches verwiesen.

Die „asketischen Unterweisungen“ unseres heiligen Vaters Basileios des Großen sind keine „Mönchsregel“ im westlichen Sinne, sondern praktische Entfaltung des Evangeliums, grundlegende Anleitungen zum gottgeweihten Leben. Unverzichtbar bleibt darüber hinaus die mündliche, die sogenannte „ungeschriebene“ Überlieferung, die vom Altvater im gemeinsamen Leben an die Jünger von Mund zu Ohr, von Herz zu Herz, von Geist zu Geist weitergegeben wird. Die Ansprüche Gottes, wie sie in bestimmten Worten Jesu Chisti in den Evangelien überliefert sind, werden unverkürzt und in ihrem vollen geistigen Sinne angenommen. Im Gehorsam gegen den Altvater und im Erlernen und Verinnerlichen der heiligen Überlieferung geschieht dann alles Weitere. Um in dieses Leben hineinzuwachsen muß man früh anfangen. Viele hervorragende Altväter in den orthodoxen Ländern waren schon mit 15 auf dem Weg. Das beste Alter, um ins Noviziat einzutreten, ist erfahrungsgemäß zwischen 18 und 24 Jahren.